Ganz ohne Umwege von Partyplanern zu Gastro-Stars
Wie man mit 21 schon 42 ist – oder wie man das Unternehmer-Leben trotz Overspeed in vollen Zügen geniesst.
«Wer feiern kann, kann auch arbeiten». Kaum einer lebt diesen Fingerzeig der Jugend wohl so sehr, wie Jacob und Maximilian Schümperli. Die Zürcher Zwillinge haben die Gastronomie im Blut: Aufgewachsen in einer Familie mit Deutschen Wurzeln machte schon die Oma in Kindheitsjahren unmissverständlich klar, was die Erwartungen an die nächste Generation sind: «wenn ihr nicht in die Gastro geht, rede ich kein Wort mehr mit euch», bekamen die Brüder schon früh zu hören. Doch wer jetzt meint, ihre ganze bisherige Reise durch die Gastro-Welt sei nur ein Gefallen an die Oma, der täuscht sich. Denn schon zu Jugendzeiten unterstützten Jacob & Max schon lieber den Handball-Trainier beim Betreiben der Bar in der «Alten Schule» in Horgen, anstatt das durchschnittliche Teenie-Leben vor der Bar zu geniessen. Die kurzen gedanklichen Umwege, als sie daran dachten, je eine Lehre als Zimmermann und als Bootsbauer zu absolvieren, wurden schnell wieder auf Eis gelegt – die Gedankenexperimente mussten den Gastro-Ausbildungen weichen. Und damit dem Startschuss in ein Leben, in dem Overspeed zur Tagesordnung, das Zuhause zum Büro und Zürich zu Bali wird.
Gastrostars und unzertrennliche Unternehmerbrüder
Die Ausbildungsjahre waren die einzigen Jahre, in denen die Brüder getrennt waren – keine schöne Zeit für Zwillinge, könnte man meinen. «Lehrreiche Jahre, in denen wir beide eine komplett kontroverse Gastronomie erlebt haben: Beim einen Bilderbuch-reif, beim anderen das beste Beispiel dafür, wie man es sich eben nicht vorstellt», sagt Jacob mit seiner ehrlichen Positivität, die wohl nicht ganz irrelevant ist für den Erfolg der letzten Jahre. Das Highlight der Ausbildung: Das Ende. Nicht aber, weil die beiden keine Lust auf Schule oder Prüfungen hatten – im Gegenteil: Das Ende war deshalb das Schönste, weil sowohl Maxi, wie er liebevoll von seinem Bruder genannt wird, als auch Jacob als Vorzeigeschüler an die Schweizer Service Meisterschaft gesandt wurden. «Da haben wir Gas gegeben», meint Jacob. «Du hast dann noch gewonnen», fügt Maximilian ganz unscheinbar hinzu. Diese gemeinsame Meisterschaft war der Startschuss. Der Startschuss in ihr Unternehmerleben und genauso zum Verständnis, dass die beiden nicht ohne einander funktionieren können.
Non-Stopp an Raststätten und Pausen vorbei
Das Unscheinbare, die Lockerheit, ja fast sogar schon eine Selbstverständlichkeit in ihrem alltäglichen Schaffen zeichnet die beiden aus. Sie sind heute 21 Jahre alt – und wenn man mit Staunen und einer Prise Bewunderung auf ihre Erzählungen reagiert, folg schnell die Rechtfertigung: «Ach, eigentlich sind wir zusammen ja schon 42». Dann lassen wir die Zwillinge 42 sein – müssen aber dennoch etwas schmunzeln, wenn die rhetorische Frage nach «macht ihr auch ab und zu mal einen Halt im Leben, um die schöne Aussicht zu geniessen?» damit beantwortet wird, dass sie an Raststätten kaum halten, weil man ja zu einer bestimmten Zeit wieder irgendwo sein muss.
Kein Urlaub ist auch keine Lösung
Den Overspeed haben sie zu ihrem Lebensmotto gemacht. «Es geht halt auch einfach nicht anders, die Projekte kommen halt, eines nach dem anderen», sagt Jacob, gestikulierend mit einem Lachen im Gesicht, das einen denken lässt, er freue sich schon auf die nächste Projektanfrage. Und das, obwohl die beiden gerade kurz vor der Hochsaison stehen: Sie betreiben mit rund 80 Mitarbeitern die Gastronomiebetriebe des OpenAir Frauenfelds und unterstützen das Zürich OpenAir in ihren Gastro-Prozessen. Das alles ganz nebenbei, denn eigentlich haben Sie ja ihre Lieblings-Urlaubslocation in die Schweiz geholt: Seit wenigen Wochen betreiben die Gastro-Talente das «Haus am Fluss» in Zürich. Eine Oase, die einen für einen Moment das Gefühl gibt, in Bali am Wasser zu sitzen und einen kühlen, trendigen Matcha-Eistee zu trinken. Warum Bali? Na, wer glaubt, die beiden würden nie Urlaub machen, der täuscht sich. Aber warum nach Bali fliegen, wenn man Bali nach Zürich holen kann?
Wo keine Route, da keine Umwege – und dennoch die schönsten Reisen durchs Leben
Umwege gibt es nur da, wo eine feste Route geplant ist – und da die Schümperli-Brüder weder Fan von Routinen noch von langfristigen Strategien oder Business Plänen sind, werden sie wohl auch nicht so schnell vom Weg abkommen. Viellicht wird irgendwann mal kurz Pause gemacht, um Mitternacht an der Zürcher Bali-Bar, frühmorgens am OpenAir in Frauenfeld oder während dem Après Ski im Riders Hotel in Laax, welches ebenfalls in ihre Gastro-Projektsammlung gehört. Solange der Flow aber bestehen bleibt, die Freude über das Homeoffice am WG-Frühstückstisch grösser ist als die Müdigkeit am Abend, solange wird für die beiden der Weg das Ziel sein.