Freundschaft auf zwei Rädern

Eine langjährige Freundschaft, die von gefährlichen Bärenfallen erzählt, und ein gestohlenes Motorrad, das sein Durchbruch wurde.

Vom Emmental in die weite Welt

Das Dorf Linden hat einen speziellen Vibe – hier wird Motorradsport geliebt und gelebt. Fast jeder hier sei mit dem «Virus» infiziert, meint Tom schmunzelnd. Schon von klein auf hat man sich mit dem eigenen Töffli im Dorfzentrum getroffen. Am Mittwochnachmittag sind Tom und seine Töffli-Gäng ins 20 Kilometer entfernte Heimdorf gefahren, um sich bei der Burger Bude einen Zvieri zu gönnen. Während andere gerne an ihren Töfflis schraubten, war Tom schon immer lieber der Fahrer. Dass ein Töffli in dieser Gegend der Schweiz viel Kraft haben muss, das zeigt sich, wenn man von Thun nach Linden fährt. Als wir Tom in seinem Zuhause besuchen, überwinden auch wir einige Höhenmeter im grünen Emmental und treffen ihn ziemlich abgelegen inmitten der Natur, gleich neben seinem Elternhaus und in der Nähe seiner Freunde.

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Tom Lüthi, 34, ist leidenschaftlicher Schweizer Motorradrennfahrer. Seine Heimat stärkt ihm den Rücken, wenn er die weite Welt bereist, um der Schnellste zu sein
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Die Töffli-Gäng aus dem Emmental

Tom ging mit 15 in die weite Welt hinaus – seine Freundschaften aber blieben bis heute bestehen. Seine ehemalige Töffli-Gäng lebt wie Tom nach wie vor in Linden im Emmental oder ganz in der Nähe. Auf seine sechs Jungs ist Verlass. Jeder hilft dem anderen, wenn man etwas braucht. Das ist Toms Definition von Freundschaft. Einer seiner Freunde ist Bruno. Auch er teilt die Liebe zum Motorradsport. Währendem Tom auf perfekt asphaltierten Strecken fährt, bevorzugt Bruno allerdings den erdigen Untergrund. Nebenberuflich fährt er Motocross bei der Schweizer Meisterschaft und leitet als OK-Präsident das Motocross in Linden.

Bruno ist der Witzbold ihrer Clique, was sich in den Beiträgen ihrer WhatsApp-Gruppe manifestiert. Schon als kleiner Junge habe er gerne plagiiert und die Gruppe an der Nase herumgeführt. Tom erinnert sich an einen Ausflug im Wald in der Nähe von Brunos Elternhaus. Bruno schwor seine Freunde darauf ein, dass im Wald gefährliche Bärenfallen lauern und sie ihm deshalb unbedingt auf Schritt und Tritt folgen sollen. Lachend meint Tom, dass Bruno sehr überzeugend war und sie ihm im Gänsemarsch hinterhergetappt sind. Die Lagerfeuerzeiten sind Bruno in Erinnerung geblieben. Das erste Zeltlager schlugen die beiden Abenteurer nicht weit von ihrem Zuhause im Wald auf. Bei Lagerfeuer, Sirup und Wurst kreisten die überwachenden Augen von Brunos Mutter herum – schliesslich leben im Wald ja Bären.

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«Die Gladiatoren betreten die Arena.»

Für Bruno ist Tom immer noch derselbe wie damals. Tom sei bei vielem mit dabei, reisse gerne etwas an, wisse aber auch ziemlich gut, wo die Grenzen liegen. Ehrlichkeit und Verlässlichkeit schätzt Bruno an seiner Freundschaft mit Tom. Beinahe alle ihrer Gruppe fahren Motorrad, aber Bruno sei neben Tom der Fleissigste. An freien Wochenenden fahren die beiden über den Simplon-Pass nach Italien, um auf den Motocross-Strecken zu trainieren. Motocross sei zwar komplett anders als Strassenrennsport, aber für Tom ist es ein konditionelles Training, das gleichzeitig auch Spass macht. In aller Frühe am Samstagmorgen stoppt ihr Bus beim Simplonbeck für ein kleines Frühstück. In Norditalien angekommen, trainieren sie tagsüber und geniessen am Abend bei Pizza und Bier das italienische Ambiente. Training und Freundschaft lassen sich so hervorragend kombinieren.

Aber auch direkt vor ihrer Haustür treffen sich Tom und Bruno an den Wochenenden zwischen den Rennen. Das Emmental ist ein kleines Paradies und bietet zahlreiche Möglichkeiten zum Mountainbiken. Über die Kieswege vorbei an Bauernhöfen und Kühen fahren die beiden Richtung Wald. Ganz ohne Competition geht es aber nicht – Bruno meint, dass er eine grössere Ausdauer hat, was Tom damit kontert, der bessere Wheelie-Fahrer zu sein. Nach dem Sport geniessen sie jeweils gerne die Aussicht auf die Schweizer Bergkulisse und reden beim Bier über Motoren und die Welt.

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«Im Paradies» geniessen Tom, der Rennfahrer, und Bruno, der Motocross-Eventmanager, das Mountainbiken.
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Tom erzählt über seine Umwege des Lebens, die ihn zum Weltmeister kürten und ihm dennoch die Freundschaften bewahrt haben, die ihn seit dem Sandkasten begleiten.

Two worlds

Das Rennjahr beginnt für Tom mit den ersten Testfahrten und dem Saisonstart im März. Ab dann ist Tom bis im November im 14-Tage-Rhythmus auf einer Rennstrecke in den USA, Japan, Australien und fünf weiteren Ländern. Auf der Tribüne und um die Rennpiste sammeln sich Zuschauer, VIP-Gäste werden in den luxuriösen Hospitalitys verpflegt und können einen Blick hinter die Kulisse werfen. Und dann ist es so weit: «Die Gladiatoren betreten die Arena.» – so beschreibt Tom humorvoll die Startaufstellung. Er bemerke aber kaum etwas von der Show, die um ihn geboten wird. In diesem Moment verfolgt er nur ein Ziel: Der Schnellste zu sein.

Das viele Unterwegssein vom Rennwochenende nach  Hause und wieder zum nächsten Rennwochenende ist sehr stressig. Perfektes Timing ist gefragt! Nach dem Flug von der Schweiz in die weite Welt zahlt sich für Tom eine seiner langfristigen Partnerschaften aus. Dank Hertz Gold Plus Rewards geht es ohne Anstehen zum  Mietauto, danach direkt ins Fahrerlager auf die Rennstrecke und die Vorbereitungen für das Rennen können beginnen.

Tom lebt in zwei Welten – der imposanten Rennsportwelt und dem kleinen Dorf abseits der Hektik. Die wahre Herausforderung für einen Rennfahrer zeigt sich im Entschleunigen. Die Balance zwischen diesen beiden Welten musste Tom erst lernen. Beruf und Freizeit trennt er strikt. Mit seinen Freunden und Familien geniesst er in seinem Heimatdorf die Ruhe und Natur. Ab und zu geht es auch weiter weg mit seinen Freunden – nach Verbier zum Skifahren oder zum Kite-Surfen ans Meer.

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Meistens steht Motorsport auf Tom Lüthis Weekend-Programm. Verbringt er dennoch mal ein Weekend zuhause, dann am liebsten in der freien Natur auf seinem Mountainbike.
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Wie alles begann

Die Faszination für Rennmaschinen haben Tom und Bruno von ihren Vätern. Bereits sie waren begeisterte Motorradfahrer und haben miteinander den Motoclub Linden gegründet. Toms erstes Motorrad war ein Geschenk seines Vaters: ein Occasions-Pocket-Bike. Wenn immer möglich wurde damit Gas gegeben, so auch in den Sommerferien in Italien. Als dort sein Lieblingsstück aus dem Wohnwagen gestohlen wurde, war Toms Enttäuschung gross. Doch mit der Versicherungssumme liess sich gar ein technisch und qualitativ besseres Bike kaufen. Und so sicherte ihm dieses Ereignis schliesslich erste Siege bei Rennen. Da es in der Schweiz keine Aufstiegsmöglichkeiten gab, nahm er am Junioren Cup in Deutschland teil. Wochenende für Wochenende fuhren ihn seine Eltern den langen Weg nach Deutschland. Ohne diesen Support wäre seine Karriere niemals möglich gewesen, meint Tom dankbar. Nicht nur Talent, sondern der Rückhalt der Familie sei entscheidend. Nicht selten erreichten sie erst spät in der Nacht auf Montag ihr Dorf Linden. Und so sass Tom nach wenigen Stunden Schlaf wieder im Schulzimmer. In der Pause wurde der müde Tom natürlich von Bruno und seinen Schulfreunden zum Wochenende ausgefragt. Eifersucht hat er aber nie erlebt. In Linden sei jeder «Töff-verrückt», da gönnt es jeder den anderen und fiebert mit.

 

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Nach der obligatorischen Schulzeit hatte Tom bald die Chance, in den Profi-Motorradsport einzusteigen, während Bruno seinen Schritt in die Berufswelt als Zimmermann wagte. Im Jahr 2001 nahm Tom an der Deutschen Meisterschaft teil und dann ging es ziemlich schnell. «Ich hatte zur richtigen Zeit am richtigen Ort Erfolg», beschreibt Tom die damalige Entwicklung. An diesem Rennen lernte er auch seinen heutigen Manager Daniel Epp kennen. Dieser führte damals ein Team in der 125-ccm-Weltmeisterschaft und bot Tom die Chance, als Ersatzfahrer für einen seiner verletzten Sportler einzuspringen.

2003 fuhr er schon seine erste volle Saison in der     isterschaft. Lange glaubte Tom nicht, dass er als Schweizer im Motorradsport bestehen könnte. Das änderte sich im Jahr 2005: Tom, 19-jährig, übernahm die Führung im Gesamtklassement und holte sich tatsächlich den Weltmeistertitel! «Das war unglaublich und es ging alles so schnell», meinen Tom und Bruno rückblickend. Das Dorf hat natürlich mitgefiebert. Mit Grossleinwand und Festzelt wurden Toms Rennen verfolgt und sein Sieg bejubelt. Bruno hat sich damals gar eine ganze Woche frei genommen, um seinen Freund zu feiern. Noch heute fiebert das ganze Dorf in der Beiz mit und freut sich, wenn Tom im Bild ist.

Dass seine Freunde aber auch in schwierigen Zeiten da sind, das wurde während Toms Sportverletzungen deutlich. 2013 hatte er bei der Vorbereitung auf die Saison in Valencia einen Sturz. Resultat war ein schlimmer Trümmerbruch im Ellbogen. Von einem Moment auf den anderen war ungewiss, ob Tom jemals wieder Rennen fahren wird. Auf dem Flug mit der Rega zurück in die Schweiz setzte er sich gegen eine Operation im Unispital durch und bestimmte unter höllischen Schmerzen, dass er nach Münsingen ins Spital geflogen werde solle. Sich dort von seinem langjährigen Arzt operieren zu lassen, erwies sich als beste Entscheidung seines Lebens. Mit neuem Mut und Rückhalt von Familie, Freunden und Manager kämpfte sich Tom zurück und startete 12 Monate später in das dritte Rennen der Saison.

In unserem Gespräch wird schnell klar, dass Tom noch einige Ziele im Motorradrennsport im Visier hat. Mit 34 Jahren sei es noch nicht vorbei. Viel wichtiger als das Alter seien die Motivation und die körperliche sowie mentale Fitness. Die nächsten Jahre wird er also weiterhin auf dem Rennmotorrad die Welt umkurven.

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Nach dem Sport diskutieren Tom und Bruno über Motoren und die Welt.

Alle fünf Jahre eine neue Challenge

Vor über fünf Jahren ist Tom seiner zweiten Faszination gefolgt, die ihn seit seiner Kindheit begleitet: dem Fliegen. Nach 50 Flugstunden mit dem Helikopter wagte Tom die Prüfung. Bei seinem ersten Soloflug war er so nervös wie schon lange nicht mehr. Sogar bei seinen Rennen sei er jeweils entspannter. Als kleine Randnotiz merkt Tom aber an, dass sein Renntöff schneller fahre als der Heli fliege.

Wenn er nach den Rennen nach Linden zurückkehrt, chartert er gerne den Hubschrauber und fliegt über das Emmental in Richtung Berge. Dass er auch diese Leidenschaft mit seinen Freunden teilt, hat sich an Brunos 30. Geburtstag bewiesen. Zur Überraschung der Gäste flogen Tom und Bruno Linden an und transportierten sie in einem Helikopter-Taxinach Grindelwald zum Fest. Das Wochenende blieb nicht nur den Gästen, sondern auch Tom und Bruno in bester Erinnerung.

Physisch und psychisch das Limit auszuloten, das reizt Tom. Ein Survival Camp im Dschungel oder in Alaska würde Tom gerne erleben. Eigentlich war es bereits schon einmal geplant. Mit dem Hubschrauber wollten sie im Gebirge eine Notlandung üben und in selbst gebauten Iglus übernachten. Das Ganze wurde aber verschoben und Tom war es nicht möglich, daran teilzunehmen. Die Idee ist aber geblieben und diese möchte er baldmöglichst in die Tat umsetzen. Wer weiss, vielleicht begegnet Tom in Alaska ja dann echten Bärenfallen. Und vielleicht ist Bruno auch wieder mit dabei.